Neulich habe ich Gott mal wieder in der Innenstadt getroffen. Er saß auf der bunten Bank, die seit ein paar Wochen auf dem Marktplatz steht. „Ach Gott, warum hast du dich denn hierhergesetzt?! Ein paar Meter weiter hättest du einen Espresso oder Latte Macchiato bekommen…“, eröffnete ich das Gespräch.
Andererseits hätte ich mir auch denken können, dass Gott sich ausgerechnet auf diese Bank setzt. Schließlich trägt sie den Titel „Platz für Toleranz“. Eine Gruppe Jugendlicher, die sich auf die Firmung vorbereitet, hat die Bank selbst gebaut. Und nun steht sie da als Symbol für Toleranz, Gemeinschaft und Vielfalt.
Eigentlich logisch, dass Gott sich ausgerechnet hier niedergelassen hatte. Ich finde, die drei Begriffe Toleranz, Gemeinschaft und Vielfalt sind typisch für Gott; gehören quasi zu seinem Markenkern. Wenn Gott bestimmte Menschen nicht gewollt hätte, hätte er sie auch nicht erschaffen. Darum ist jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft, Religion oder sexuellen Identität ein Geschenk Gottes.
Sein Sohn hätte auch nicht gesagt: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!“, wenn Gott die Gemeinschaft untereinander nicht am Herzen liegen würde. Und wenn Gott ein Problem mit der Vielfalt hätte, fragte ich mich, wie er auf die Idee kommen konnte, das Universum mit all den Sternen, den Winter mit so vielen Flocken und die Menschen mit ihren unendlich vielen Ideen zu erschaffen.
Mit einem leisen „Ogottogott!“ setzte ich mich zu ihm auf die Bank. Mir fiel nämlich ein, dass Toleranz und Vielfalt kaum mit Gottes „Hausmarke“, seiner Kirche, assoziiert werden. Und in unserer Gesellschaft werden Stimmen laut, die Toleranz und Vielfalt mit Füßen treten, die Gemeinschaft exklusiv verstehen und Menschen ausgrenzen. Wie gut also, dass ich Gott heute Morgen ausgerechnet auf dieser Bank auf dem Marktplatz getroffen habe. Auf diese Weise hat er mich wieder an seinen Markenkern erinnert.
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