Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.
Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat,
als er noch in Galiläa war:
Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen
ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag
auferstehen.
Da erinnerten sie sich an seine Worte.
Und sie kehrten vom Grab zurück
und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen.
(Lk 24,5-9)
„Du wirst heute zum Christen getauft. Alle die alten großen Worte der christlichen Verkündigung werden über Dir ausgesprochen. … Wir selbst sind wieder ganz auf die Anfänge des Verstehens zurückgeworfen. Was Versöhnung und Erlösung, was Wiedergeburt und Heiliger Geist, was Feindesliebe, Kreuz und Auferstehung, was Leben in Christus und Nachfolge Christi heißt, das alles ist so schwer und so fern, dass wir es kaum mehr wagen, davon zu sprechen. … Unsere Kirche, die in diesen Jahren nur um ihre Selbsterhaltung gekämpft hat … ist unfähig, Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes für die Menschen und für die Welt zu sein. Darum müssen die früheren Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: Im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen“.
Dietrich Bonhoeffers Gedanken zum Tauftag seines Patensohnes Dietrich Wilhelm Rüdiger Bethge, aus: Widerstand und Ergebung, DBW 8, S. 428 – 436
Emsdetten, am Osterfest 2025
Liebe Schwestern und Brüder unserer Pfarrei St. Pankratius!
In diesen Tagen der Auferstehung feiern wir nicht nur das Wunder des Lebens, das uns durch Christus geschenkt wird, sondern wir werden auch daran erinnert, was es bedeutet, als Christen zu leben. Deswegen möchte ich Ihnen zum diesjährigen Osterfest einige Gedanken mit Ihnen teilen, inspiriert von Worten Dietrich Bonhoeffers, die er zum Tauftag seines Patensohnes Dietrich Wilhelm Rüdiger Bethge verfasst hat.
Bonhoeffer spricht von der Taufe und den „alten großen Worten“ der christlichen Verkündigung, die über uns ausgesprochen werden. Diese Worte – Versöhnung, Erlösung, Wiedergeburt, Heiliger Geist – sind nicht nur Begriffe, sondern tiefgreifende Erfahrungen, die unser Leben prägen sollten. Doch oft fühlen wir uns von diesen Wahrheiten entfernt, als wären sie schwer und fern. In einer Zeit, in der unsere Kirche um ihre Selbsterhaltung kämpft, ist es leicht, den Mut zu verlieren und die Kraft dieser Worte zu vergessen.
Ostern erinnert uns daran, dass die Auferstehung Christi uns die Hoffnung und die Kraft gibt, diese Worte wieder lebendig werden zu lassen. Es ist eine Einladung, zurück zu den Anfängen unseres Glaubens zu gehen und die Bedeutung von Versöhnung und Liebe neu zu entdecken. In einer Welt, die oft von Konflikten und Spaltung geprägt ist, sind wir aufgerufen, Träger des versöhnenden und erlösenden Wortes zu sein.
In diesen herausfordernden Zeiten besteht unser Christsein nicht nur im Glauben, sondern auch im Handeln. Bonhoeffer erinnert uns daran, dass unser Christsein im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen besteht. Lassen Sie uns an diesem Ostersonntag nicht nur die Auferstehung feiern, sondern auch aktiv werden – in der Liebe zu unseren Nächsten, in der Unterstützung der Schwachen und in der Verbreitung von Hoffnung und Frieden.
Möge die Freude der Auferstehung in unseren Herzen wohnen und uns dazu inspirieren, als lebendige Zeugen des Glaubens zu handeln. Dazu wünsche ich Ihnen im Namen des Seelsorgeteams und der gewählten Gremien ein frohes und gesegnetes Osterfest!
Norbert Weßel, Pfarrer